Claire Steinberg Portrait

Das ist Claire Steinberg

Geboren am
1.Juli 1918
in Hîncești,
Rumänien.

Mansion_of_Manuc Agenția de Inspectare și Restaurare a Monumentelor din Republica Moldova

Ihre Eltern Idel und Paia Steinberg gaben ihr den Namen „Hala“. Sie hatte eine große Schwester und einen großen Bruder — Samuel.

Mitte der 1930er Jahre wurde der Antisemitismus in Rumänien lebensgefährlich.

Miscarea Legionara Bucuresti Legionary Movement Bucharest Romania
Wie in ganz Europa hatte Antisemitismus auch in Rumänien eine lange Tradition. Jüdinnen und Juden wurden seit den 1920er Jahren immer stärker ausgegrenzt und unterdrückt. 1938 gab es in Rumänien die ersten antisemitischen Gesetze. Viele Jüdinnen und Juden flohen vor dem faschistischen Regime in Rumänien.

Hala folgte ihren Geschwistern nach Frankreich. Sie nannte sich nun „Claire“.

Claire Steinberg Map

In Toulouse hatten sie sich ein neues Leben aufgebaut.

Claires Bruder Samuel arbeitete als Arzt und war sogar schon französischer Staatsbürger geworden.
Claires Bruder Samuel arbeitete als Arzt und war sogar schon französischer Staatsbürger geworden.

Doch als Jude oder Jüdin war man zu der Zeit nirgendwo in Europa vor Übergriffen geschützt.

1940 marschierte die deutsche Wehrmacht in Frankreich ein und besetzte den Norden des Landes.

Claire Steinberg Map

Das Vichy-Regime kollaborierte mit den Nazis.

Bundesarchiv Bundesarchiv, Bild 183-H25217 / CC-BY-SA 3.0
Toulouse liegt in Südfrankreich und gehörte damit zum Gebiet des sogenannten Vichy-Regimes. Die Regierung um Marschall Philippe Pétain kollaborierte mit den Nazis. Sie verhafteten Widerstandskämpfer*innen und deportierten Jüdinnen und Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager.

Claires ältere Schwester war in der Résistance aktiv — und wurde 1944 verhaftet.

Members of the Maquis in La Tresorerie Donald I. Grant, Department of National Defence - Collection of Library and Archives Canada, PA-166396
Als Résistance (franz. Widerstand) werden die verschiedenen französischen Widerstandsbewegungen gegen die deutschen Besatzer und das Vichy-Regime während des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Zum Widerstand gehörten bewaffnete Aktionen und Sabotageakte, aber auch Fluchthilfe für Verfolgte und das Verteilen von Untergrundzeitungen.

Claire versuchte, ihre Schwester zu befreien. Aber die Gestapo nahm auch sie fest.

Claire trug zwei Broschen bei sich.

Sie wurden ihr weggenommen.

decoration

Die Gestapo wusste nicht, dass Claire Jüdin war.

Das hat ihr das Leben gerettet.

Weibliche Häftlinge beim Beladen von Loren im KZ Ravensbrück Gedenkstätte Ravensbrück
Zwar wurde Claire inhaftiert und musste als politischer Häftling Zwangsarbeit leisten — ihre Überlebenschancen waren aber höher als für viele jüdische Häftlinge, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern, durch Massenerschießungen oder mörderische Zwangsarbeit umkamen.

Nach dreimonatiger Haft in Toulouse wurde Claire über das Durchgangs-lager Compiègne ins Deutsche Reich deportiert.

Claire Steinberg Map

Drei Tage
im Zug.

Am 3. Februar 1944
kam sie im
KZ Ravensbrück an.

Gedenkstätte Ravensbrück, Foto-Nr. 1642/1643 Gedenkstätte Ravensbrück, Foto-Nr. 1642/1643

Sie erhielt die Häftlingsnummer 27979 — ihr Name zählte nicht mehr.

Häftlingskarte Arolsen Archives, DOC. 1.1.30.6 / 3614680
Die Häftlinge in den Konzentrationslagern erhielten bei der Aufnahme eine Registrierungsnummer. Sie war auf der Kleidung fixiert. Sie mussten sich mit dieser Nummer melden und wurden so aufgerufen.

Nach vier Monaten folgte für Claire die nächste Station:
Das KZ-Außenlager Hannover-Limmer.

Claire Steinberg Map

Dort musste sie bis kurz vor Kriegsende 1945 Zwangsarbeit leisten.

Häftlinge nach der Befreiung des Arbeitslagers Hannover-Limmer Algoet, Historisches Museum Hannover
Ab 1943 griff die deutsche Industrie immer stärker auf KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte zurück. Wie verschleppte Zwangsarbeiter*innen und Kriegs-gefangene mussten sie harte körperliche Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen leisten. Das System der Zwangsarbeit war eine wichtige Säule für das Nazi-Regime und die deutsche Kriegswirtschaft.

Claire musste
vermutlich
„Volksgasmasken“
herstellen.

Volksgasmaske Gebrauchsanweisung Meike Christoph

Im Sommer 1944 rückten die Alliierten voran.

Die Nazis räumten von da an die Konzentrationslager.

Die SS schickte Hunderttausende auf Todesmärsche.

Todesmarsch Stadtarchiv Landsberg am Lech
Die KZ-Häftlinge wurden zu Fuß durch das Land getrieben oder in Güterwaggons gepfercht. Viele von ihnen starben dabei.

Auch Claire und die anderen Frauen aus dem Lager.

Über 60 Kilometer
zu Fuß von
Hannover-Limmer
nach Bergen-
Belsen.

Claire Steinberg Map

Wer nicht aus eigener Kraft weitergehen konnte, wurde erschossen.

Wer überlebte, kam zwei Tage später im KZ Bergen-Belsen an, um dort zu sterben.

Teaser-Aufmacher Imperial War Museum, BU4711
Das Konzentrationslager Bergen-Belsen war das Ziel von rund 100 Todesmärschen und anderen Räumungstransporten. Mindestens 85.000 Menschen kamen so in den letzten Kriegsmonaten in das Lager, das schnell überbelegt war. Die SS überließ die Häftlinge sich selbst. Es fehlte an Nahrung und sauberem Wasser. Zusätzlich brachen Typhus- und Fleckfieberepidemien aus. Bergen-Belsen wurde zu einem „Sterbelager“.

Eine Woche später
erreichte die
britische Armee
das Lager und
befreite 53.000
Menschen.

53.000Menschen Imperial War Museum, BU 4274

Für sehr viele kam die Hilfe jedoch zu spät.

USHMM Bettenlager United States Holocaust Memorial Museum, 75122
Ca. 13.000 der befreiten Häftlinge waren zu krank und zu geschwächt — sie starben wenige Tage später.

Auch Claire
hatte Typhus.

Sie überlebte.

Im Mai 1945 kehrte sie
nach Frankreich zurück.

Carte postale - Boulogne-Billancourt - Avenue J-min United States Holocaust Memorial Museum, 75122

Sie lernt Mejlach „Michel“ Wajnapel kennen.

Auch er hatte den Holocaust überlebt.

Sie heiraten am 18. Dezember 1948 in Boulogne-sur-Seine, einem Pariser Vorort.

Das Ehepaar bekam zwei Söhne und baute sich ein neues Leben auf.

Ihr Bruder Samuel war nach
Auschwitz deportiert worden.

brama www.auschwitz.org

Claire hat ihn nur noch einmal gesehen — in einem Dokumentarfilm, der Aufnahmen aus dem Konzentrations– und Vernichtungslager Auschwitz zeigte.

Da war er schon viele Jahre tot.

Über die
Vergangenheit
sprach niemand
in der Familie.

Arolsen Archives, Doc. ID 130582392 Arolsen Archives, Doc. ID 130582392

Die Kinder von Claire und Mejlach erfuhren fast nichts über das erlebte Trauma der Eltern.

Jahre später
finden zwei
Erinnerungen ihren
Weg zurück.

decoration
karte

Claires Broschen wurden 1945 von den Alliierten sichergestellt. Über Umwege gelangten sie in die Arolsen Archives.

Ziel der Kampagne #StolenMemory ist die Rückgabe der gestohlenen Erinnerungsstücke an die Familien der Verfolgten. Das Team der Arolsen Archives konnte schließlich den Kontakt zu Claires Söhnen herstellen und ihnen jene Broschen übergeben, die ihre Mutter bei der Verhaftung getragen hatte.

Zu Claires Effektenseite

Schul- und Bildungsprojekte

Die „Effekten“ und die Schicksale ihrer Besitzer sind greifbar und bieten spannende Möglichkeiten für ein forschendes Lernen über die NS-Verfolgung im Unterricht wie in Projekten. Wer tiefer einsteigen möchte, kann dabei helfen Familien zu finden.

Thematischer Einstieg

Was sind Effekten und was können wir mit ihnen erforschen? Material für einen kurzen Einstieg in die Thematik zu Beginn einer Schulstunde oder eines Projekttags.

Lerneinheit 1

Auseinandersetzung mit der NS-Verfolgung am Einzelschicksal: Lerneinheit zu den drei unter "Memories" präsentierten Personen; Erarbeitung eines Zeitstrahls.

Lerneinheit 2

Effekten von KZ-Häftlingen als Schlüssel zur Untersuchung der NS-Verfolgung: Vertiefende Lerneinheit mit Dossiers zu 20 Biographien und einer Europakarte.

Lerneinheit 3

Mithelfen bei der Rückgabe! Instagram-Postings zur Unterstützung der Suche nach Angehörigen: Lerneinheit mit interaktiver Karte; eigene Suchaufrufe verfassen.

Über uns

Auf unserer Website könnt ihr mehr über unsere Arbeit erfahren. Und wie ihr mitmachen könnt, um die Erinnerung und Geschichte wachzuhalten.

Arolsen Archives

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